Einmal Funkamateur – immer Funkamateur?

Wer nicht in frühester Jugend durch Eltern, Bekannte oder Freunde mit dem Amateurfunk in Kontakt gekommen ist, beginnt oftmals später mit dem Jedermann CB-Funk mit der Begrenzung auf 40 Kanäle im 27-MHz-Bereich.

Will man mehr Freiheit in der Frequenzwahl, entdeckt man sehr schnell den Amateurfunk. Jetzt beginnt eine Reise, deren Ende unübersehbar ist.
Nach einigem Büffeln, bestandener Lizenzprüfung und einem einfachen Funkgerät oder wie früher, mit jahrelanger Bastelei von Empfänger, Sender und Antenne begann damals der Einstieg in das Hobby und man entdeckte deren Faszination.
Wurde man, wie früher, vom Bazillus Amateurfunk befallen, folgten die ersten Kontakte in CW mit leicht feuchten Händen und vielen Irrungen, später die ersten QSO’s in Fonie mit einer einfachen Postkapsel und aufwändiger Anoden-Modulation. Unvergessen auch die Betriebsart RTTY mit den laut ratternden Maschinen T68, T37 und T 100, die sich heute, trotz der Schallschutzhauben, kaum ein Amateur in sein Shack stellen würde. Heute gestaltet sich der Einstieg wesentlich einfacher. Man kauft eine passende Funkkiste nebst Antenne und schon geht’s los.

Neugierde, allgemein verpönt, ist wohl der Grund für den ersten Einstieg in die Welt des Amateurfunks. Erst später kommt dann die Faszination auf, die Möglichkeit über unbekannte Funkwellen mit Gleichgesinnten auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Ist man erst von dem Bazillus durchdrungen, übt dieser eine unwiderstehliche, nicht erklärbare Anziehungskraft aus, eine Leidenschaft so dauerhaft wie die Luft zum Atmen.

Ein weiterer Aspekt der Leidenschaft ist die Gemeinschaft, in der Wissen und Erfahrungen uneigennützig ausgetauscht werden. Gemeinsame Projekte, wie der Bau von Antennen oder die Teilnahme an Funkwettbewerben stärken das Gemeinschaftsgefühl, den Zusammenhalt und ehrliche Freundschaften.

Gerade diese sozialen Bindungen, lebensnotwendig nach Maslow, sind ein Grund dafür, dass viele Funkamateure ihrem Hobby ein Leben lang treu bleiben. Dazu gehören auch gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Club-Lebens mit den YL’s und XYL’s nebst Angehörigen zu bestimmten Anlässen wie Vater – oder Muttertag mit gemeinsamen Grillen und einem Fass Bier auf dem Rad-Anhänger. Diese Gemeinschaft – unbezahlbar.

Technische Neugierde eröffnet unendlich viele Möglichkeiten zur persönlichen Weiterbildung und Spezialisierung. Von der Satellitenkommunikation über Wetterbeobachtung bis hin zu experimentellem Antennenbau, bietet unser Hobby eine Vielfalt an Themen und Anwendungsbereichen und hält das Interesse an der technischen Entwicklung wach. Immer wieder Neues zu entdecken verlangt Kreativität und Nutzung der grauen Zellen, in einer Zeit, in der die digitale Kommunikation über das Internet dominiert.

Der Amateurfunk ist weit mehr als ein technisches Hobby, sondern eine kulturelle Brücke zu Funkamateuren aus aller Welt und zu anderen Kulturen, mit dem Austausch über ihre Lebensweise, Sprache und Traditionen. Diese interkulturellen Begegnungen bereichern das Leben und fördern das Verständnis sowie die Toleranz zwischen den Völkern und die Unabhängigkeit, die der heutige Amateurfunk noch bietet.

Trotz aller technologischen Entwicklungen bleibt eine Konstante: Die ungezügelte Leidenschaft der Funkamateure und Freude am Experimentieren, die Begeisterung für Technik und die Lust am Entdecken neuer Möglichkeiten.

Wer einmal in die Welt des Amateurfunks wirklich eingetaucht ist, kommt von ihr nicht mehr los. Amateurfunk wird dann eine Lebenseinstellung, eine Leidenschaft und eine Gemeinschaft, die Menschen weltweit verbindet. Einmal Funkamateur – immer Funkamateur beschreibt treffend die Faszination und Beständigkeit, die der Amateurfunk mit sich bringt und ist Antrieb und Motivation zugleich.

Amateurfunk ein Hobby, das ein Leben lang Freude bereitet und immer wieder neue Herausforderungen abverlangt und Möglichkeiten bietet, auch wenn es zwischendurch mal lange Pausen gibt in denen man das Hobby als vergessen meint, weil Beruf und Familie vorrangig sind, kommt jeder irgendwann auf den Amateurfunk zurück und schaltet den verwaisten und verstaubten RX ein – nur um mal auf dem Band zu hören. Dann brennt wieder das Fieber Amateurfunk und die Lust auf einen Kontakt zu alten Freunden, allerdings mit neuen Herausforderungen wie Verständnis für die moderne Elektronik.

Zunehmende Störungen durch andere elektronische Geräte, wie billige Solaranlagen, machen uns das Leben schwer. Störquellen, die meistens schwierig bei Nachbarn zu finden sind, verhindern manchmal den Neueinstieg. Dazu gehören auch die unnötigen Vorschriften und Frequenznutzungsregeln, die sich ständig ändern und den Amateurfunk als ursprünglichen Versuchsfunk begrenzen. Auch hat nicht jeder die Genehmigung, Antennen aufzubauen.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Amateurfunk für viele ein lohnendes Hobby. Die Freude am Experimentieren und das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören, machen alle Mühen mehr als wett.

Man könnte meinen, Amateurfunk ist eine Droge – man kommt nicht mehr davon los.

Dr. Walter Schau, DL3LH, rund 79 Jahre vom Amateurfunk Bazillus befallen.

Veröffentlicht in Allgemein.

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