Koaxkabel RG213 vs. Hyperflex 10 – Wer gewinnt den Kampf?

Ein YouTuber hat mal wieder einen Beitrag über Koaxkabel verursacht und den Vogel abgeschossen. Dabei wurden die in den Datentabellen angegebenen Dämpfungswerte der Kabel in den Vordergrund gestellt und von diesen abhängig gemacht, welches Kabel man kaufen sollte.

Total verschwiegen wurde allerdings, dass nicht die Dämpfung bei totaler Anpassung – genannt ML – matched Line Loss – maßgeblich ist, sondern der Gesamtverlust TL – total Loss – der sich aus ML und AL – additional Loss – zusammensetzt.

Daraus ergibt sich TL = ML plus AD in dB, dabei sind ML und AL abhängig von den mechanischen und elektrischen Eigenschaften des Kabels, der Frequenz und der Länge des Kabels.

Der ML ist abhängig von den mechanischen HF-Eigenschaften des Kabels, der AD wird verursacht durch stehenden Wellen auf dem Kabel bedingt durch eine immer vorhandene Fehlanpassung am ENDE des Kabels, beschrieben durch das VSWR am ENDE des Kabels, dass nur in ganz seltenen Fällen – etwa wie ein 6er im Lotto – den Wert VSWR=1 hat und dann nur für eine einzige Frequenz.

In dem YouTube Video gab es nicht mal den geringsten Hinweis auf die Gesamtverluste, denn nur diese bestimmt was letztendlich von der eingespeisten HF- Leistung übrig bleibt – für den Sender und den Empfänger.

Mit zunehmenden Gesamtverlust wird der Empfänger immer mehr zu einem Rauschgenerator der verhindert, dass nur noch starke Signale empfangen werden können. Auch fehlte der Hinweis, dass mit zunehmenden VSWR > 1 die in den Tabellen angegebene übertragbare Leistung sich erheblich verringert.
Das gilt für Koaxkabel sowie alle anderen Antennenzuleitungen – außer der Goubau Leitung, die ab etwa 50 MHz verwendet wird.
Werden Koaxkabel bei höheren Frequenzen verwendet, dann ist das Rauschverhalten des Kabels von entscheidender Bedeutung. Auch hier fehlte der entsprechende Hinweis – wohl aus Unkenntnis der Zusammenhänge.

Bei der Kettenschaltung rauschender Vierpole, sind die Rauscheigenschaften des 1. Vierpols und seine verfügbare Leistungsverstärkung entscheidend für die Grenzempfindlichkeit des Gesamtsystems, denn in der zugehörigen Friischen Gleichung stehen ausschließlich verfügbare Leistungsverstärkungen Lv, die unabhängig vom jeweiligen Anpassungszustand am Ein- und Ausgang der Vierpole sind.
Für die Kettenschaltung gilt immer: Lvges = Lv,1 mal Lv,2 mal Lv,n mal Lü,n. Nur beim letzten in der Ketten vorhandenen Vierpol muss Lü
berücksichtigt werden – Lü ist gleich der verfügbaren Leistung Lv einer Quelle im Verhältnis zur tatsächlich an die Last abgegebene Wirkleistung.

Die Eigenschaften eines Koaxkabels werden beschrieben durch: Wellenwiderstand, frequenzabhängige Dämpfung für eine Länge von meist l = 100 m, die spezifische Kapazität, die spezifischen Induktivität und den Verlustwiderstand, sowie die Belastbarkeit bei totaler Anpassung der Lastimpedanz an den immer komplexen Wellenwiderstand des Kabels.

Die Dämpfung ML lässt sich sehr einfach durch Messung mit einem einfachen VSWR Meter für die Betriebsfrequenz bestimmen – die meist nicht in den Tabellen zu finden sind.

Man schließt das Kabel am Ende kurz und bestimmt das VSWR am Eingang des Kabels. Daraus berechnet sich aus einem einfachen Zusammenhang dann der ML in dB, speziell für meine Betriebsfrequenz. Das gilt natürlich nicht nur für Koaxkabel, sondern für jede Art der Antennenzuleitung.

Wer mehr über die tatsächlichen Zusammenhänge wissen will sei auf meinen Beitrag: Die Antenne macht die Musik,
Rauschmessungen und Rauschen verlustbehafteter Leitungen – hier auf der Seite von Conny – hingewiesen. Dort beleuchten viele berechnete Beispiele die tatsächlichen HF-technischen Zusammenhänge auf einer Antennenzuleitung – nicht nur für Koaxkabel.

Dr. Walter Schau, DL3LH, rund 70 Jahre Amateurfunk im Gepäck.

Veröffentlicht in Allgemein.

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